Aktiv in Selbsthilfe - Fortbildungen aus der Selbsthilfe für die Selbsthilfe

Informiert sein | Erfahrungen austauschen | Selbsthilfe stärken

Ausgehend von einer auf gegenseitige Hilfe ausgerichteten Bewegung, hat sich die gesundheitsbezogene Selbsthilfe zu einer wichtigen Mitgestalterin sozialer und gesundheitlicher Versorgung entwickelt und gilt inzwischen als wichtige Säule im deutschen Gesundheitswesen. Selbsthilfe-Gruppen sind dabei unentbehrliche Ergänzung bei der Bewältigung von Problemen oder Krankheit, ihre Organisationen sind wichtige Partnerinnen in der Gesundheitsversorgung. Eine erfolgreiche Arbeit in Gruppen und selbstorganisierten Verbänden erfordert dabei komplexes Wissen und vielfältige Kompetenzen.
Das Angebot von auf die Arbeit in Gruppen ausgerichteten Fortbildungen dient als Unterstützungsform für eine gut funktionierende Gruppenarbeit, die ein fachunabhängiges und autarkes Arbeiten von Selbsthilfe-Gruppen ermöglicht. Neben der Vermittlung von gesundheitspolitischen Informationen und gruppenpädagogischen Methoden & Techniken, ist das Angebot darauf ausgerichtet, Erfahrungswissen der Gruppenteilnehmenden zusammenzutragen, Vernetzungspotentiale zu ermöglichen und gemeinsam Strategien für eine gut funktionierende Gruppenarbeit zu entwickeln. Es geht insbesondere darum, das Erfahrungswissen von Betroffenen aus der Selbsthilfe wertzuschätzen und für einen Dialog mit Kooperationspartner*innen in der gesundheitlichen Versorgung zusammenzutragen.

Zielgruppe(n)

Das Fortbildungsrogramm richtet sich themen- und indikationsübergreifend an alle Interessierte und Gruppenteilnehmende aus Selbsthilfegruppen, -organisationen, -projekten oder Selbsthilfe-Kontaktstellen. Mit den Schulungs- und Qualifizierungsangeboten werden aber auch Personen angesprochen, die sich neu in der Selbsthilfe engagieren möchten und deshalb Grundlagenkenntnisse zur Arbeit in Gruppen erwerben wollen oder die als Professionelle mit der Selbsthilfe zusammenarbeiten. Auch Fachkräfte aus der Berliner Selbsthilfelandschaft können von dem Fortbildungsangebot profitieren.

  • Gruppenteilnehemende
  • Selbsthilfe-Gruppenleitungen
  • Gruppen-Gründer*innen
  • Fachkräfte aus den Berliner Selbsthilfe-Kontaktstellen &-organisationen

Bedarfsorientierung

Das jährliche Programm wird gemeinsam mit Selbsthilfe-Aktiven und Fachkräften aus der Selbsthilfe gestaltet und umgesetzt. Die aktuellen Bedarfe werden jährlich erfragt und evaluiert. Hierzu werden nicht nur Gruppen-Mitglieder, sondern auch Kontaktstellen-Mitarbeitende einbezogen. Die Ergebnisse der Bedarfsabfrage werden in der Planung des Folgejahres berücksichtigt. Neben externen Fachkräfen werden die Fortbildungsveranstaltungen von Selbsthilfe-Kontaktstellen-Mitarbeitenden geplant und umgesetzt. Das Angebot des Arbeitskreis' Fortbildung arbeitet mit Erfahrungsexpert*innen - also Gruppenteilnehmenden mit viel eigenen Erfahrungen, die mit in die Wissensvermittlung fließen.

Inhaltliche Schwerpunkte

Das Programm setzt sich aus vier übergeordneten inhaltlichen Schwerpunkten zusammen, die im Folgenden erläutert werden.

Methoden & Techniken
Ziel ist die Vermittlung und Stärkung eins notwendigen Wissens zur Gründung von Selbsthilfe-Gruppen und der Umsetzung von erfolgreichen Gruppen-Treffen, damit Gruppen unabhängig von Fachkräften autark und selbständig arbeiten können. Hierfür dienen die gruppenpädagogischen Fortbildungsveranstaltungen mit dem Ziel, Methoden und Techniken zu vermitteln, die für eine erfolgreiche Arbeit in Selbsthilfe-Gruppen erforderlich sind. Die Veranstaltungen werden jeweils von 2 Referent*innen geleitet. Die Integration von Erfahrungswissen der Fortbildungsteilnehmenden ist zentraler Bestandteil des interaktiven Angebots. Die Veranstaltungen sind interaktiv, der Erfahrungsaustausch spielt eine große Rolle. Neben den Vermittelten Techniken & Methoden für die Gruppenarbeit haben die Teilnehmenden die Möglichkeit zu erfahren, wie andere Gruppen arbeiten und aufgebaut sind. Die Teilnahme bietet eine gute Möglichkeit der Vernetzung von Gruppenteilnehmenden aus unterschiedlichen Selbsthilfe-Gruppen.

Organisation & Öffentlichkeit
Im Mittelpunkt der Angebote steht, die besondere Kompetenz von Betroffenen, Patient*innen oder chronisch Kranken bzw. Behinderten für die Zusammenarbeit auf gleicher Augenhöhe nutzbar zu machen und zu stärken. Es werden gesundheitspolitische und rechtliche Informationen, beispielsweise zu Beteiligungs- oder Kooperationsmöglichkeiten im Gesundheitswesen vermittelt und auch über Förderungsmöglichkeiten informiert. Somit wird Gruppenteilnehmenden und Selbsthilfe-Aktiven ermöglicht, ihre Interessen eigenmächtig, selbstverantwortlich und selbstbestimmt zu vertreten. Auch Informationen und Tipps zur Öffentlichkeitsarbeit und Digitalisierung sind Bestandteil des Angebots.

Kulturelle Vielfalt | Selbsthilfe & Migration
Seit etwa 10 Jahren wird das Thema „Migranten in der Selbsthilfe“ zunehmend im Selbsthilfekontext diskutiert und die Integration genannte Zielgruppe entsprechend spezifisch von Förderern unterstützt. Dennoch zeigt sich in der Praxis, dass wenig Menschen mit Migrationsgeschichte(n) in Selbsthilfe-Gruppen eingebunden sind. Um die Teilnahmebereitschaft von Menschen mit Migrationsgeschichte(n) an dem Fortbildungsangeboten zu erhöhen, ist ein geschützter Raum für diese Zielgruppe als auch ein spezifisches, auf die Bedarfe dieser Zielgruppe ausgerichtetes Fortbildungsangebot fester Bestandteil des Fortbildungsprogramms. Die inhaltlichen Schwerpunkte liegen hierbei nicht ausschließlich auf der Vermittlung von Methoden und Techniken, sondern einerseits auf Grundlagenwissen und der Vermittlung des gesundheitspolitischen Konzepts Selbsthilfe, welches in vielen Herkunftsländern unbekannt ist, als auch auf grundlegenden Funktionsweisen des deutschen Gesundheitssystems, dem westlichen Verständnis von Krankheit und Krankheitsbewältigung und Gesundheitsförderung.

Junge Selbsthilfe
Das Selbsthilfe-Engagement junger Menschen unterschiedet sich von der Arbeit in Selbsthilfe-Gruppen. Häufig sind die Themen, Arbeitsformen und -formate etwas anders. Für junge Menschen spielt nicht nur der Bezug zu Gleichbetroffenen, sondern auch zur Peergroup & Community eine wichtige Rolle. Junge Aktive treffen sich in Cafés oder Parks, unternehmen gemeinsame Ausflüge, gehen klettern oder nähern sich ihrem Thema über gemeinsames Theaterspielen. Häufig kommunizieren sie stärker auch virtuell miteinander als ältere Menschen in der Selbsthilfe. Dies erfordert ein spezifisches Fortbildungsangebot für diese Zielgruppe, welches sich auch auf Lebenssituation und Vermittlung alternativer & innovativer Techniken für die Gruppenarbeit bezieht.

Inklusion & Teilhabe

Ein besonderes Merkmal von Selbsthilfe zeichnet sich durch die Heterogenität ihrer Gruppen und Mitglieder aus. Das Angebot an Fortbildungen, Workshops & Informationsveranstaltungen ist breitgefächert und auf unterschiedliche Bedarfe und Anliegen von Selbsthilfe- Aktiven ausgerichtet, um eine Teilnahme aller zu berücksichtigen. Der Zugang zu den Veranstaltungen ist barrierearm gehalten und überwiegend für Menschen mit Bewegungseinschränkungen möglich und wird mit diesem Icon markiert. Bei Bedarf können Hilfsmittel, die das akustische Verstehen erleichtern (Empfänger und Teleschleifen) beantragt werden. Für die sprachspezifischen Bedarfe von Menschen mit Migrationserfahrungen und/ oder nicht-deutscher Herkunftssprache sind wir bei Bedarf um eine Übersetzung bemüht.

  • rollstuhlgerechte Veranstaltungsorte
  • Empfänger und Teleschleifen
  • bei Bedarf

Verantwortliche für die Fortbildungen in der Selbsthilfe

Entwickelt und vorbereitet werden die Veranstaltungen von Mitgliedern unterschiedlicher die Selbsthilfe betreffende Arbeitskreise.

Die Vielfältigkeit der Berliner Selbsthilfe und Selbsthilfe-Gruppen spiegelt sich auch in den Referent*innen unserer Fortbildungsveranstaltungen unseres Programms wieder. Die Fortbildungen werden sowohl von Mitarbeitenden der Kontaktstellen mit unterschiedlichen beruflichen Hintergründen, als auch von Fachreferent*innen, die einen engen Bezug zur Selbsthilfe haben, umgesetzt. Für Informationsveranstaltungen werden weitere Netzwerk-Partner*innen aus Selbsthilfe- und anderen Organisationen (z. B. NAKOS, Bundesarbeitsgemeinschaft Persönliches Budget, AOK Nordost) eingeladen. Insbesondere die interaktiv ausgerichteten Fortbildungen werden zum Teil von Erfahrungsexpert*innen aus der Selbsthilfe begleitet. Die Integration von Erfahrungswissen der Teilnehmenden ist zentraler Bestandteil des interaktiven Angebotes.

Arbeitskreis Fortbildung in der Selbsthilfe Berlin

Der Arbeitskreis Fortbildung in der Selbsthilfe erarbeitet seit vielen Jahren Fortbildungskonzepte, die durch seine Mitglieder angeboten werden. Er setzt sich zusammen aus Mitarbeitenden der bezirklichen Berliner Selbsthilfe-Kontaktstellen sowie Aktiven aus Selbsthilfe-Gruppen und ehrenamltichen Fachkräften zusammen.

  • Birgit Sowade (Selbsthilfe-Kontakt- und Beratungsstelle Mitte, StadtRand gGmbH)
  • Götz Liefert (Diplompädagoge, Supervisor, ehemaliger Mitarbeiter der Selbsthilfe-Kontaktstelle Spandau)
  • Helga Schneider-Schelte (Sozialpädagogin, Supervisorin, ehemalige Mitarbeiterin von SEKIS)
  • Jens Erik Geißler (Erfahrungsexperte)
  • Petra Glasmeyer (Selbsthilfe- Kontakt- & Beratungsstelle Steglitz-Zehlendorf im Mittelhof e.V.)
  • Anke Polkowski (Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe-Gruppen (KIS) - Potsdam-Mittelmark)
  • Nicole Bichlmeier (Selbsthilfe-Treffpunkt Schöneberg)
  • Jan-Christoph Sänger (Selbsthilfe-Kontaktstelle Treptow-Köpenick)

Arbeitskreis Junge Selbsthilfe

Der Arbeitskreis erarbeitet spezifische Fortbildungen für junge Gruppen-Teilnehmende und Selbsthilfe-Interessierte, die auf die Interessen der Zielgruppe gerichtet sind.

  • Daniel Jux (Selbsthilfe-Kontaktstelle Charlottenburg-Wilmersdorf)
  • Ina Steinbach (Selbsthilfe- und Stadtteil-Zentrum Reinickendorf)
  • Hanna Schlosser (Selbsthilfe- und Stadtteilzentrum im Bucher Bürgerhaus)
  • Lisa Schunke (Selbsthilfe-Kontakt- und Beratungsstelle Mitte, StadtRand gGmbH)
  • Alina Becker (Selbsthilfe- Kontakt- & Beratungsstelle Steglitz-Zehlendorf im Mittelhof e.V.

Arbeitskreis Selbsthilfe & Migration

Für Menschen mit Migrationsgeschichte(n) und/ oder Fluchterfahrungen werden vom Arbeitskreis Migration Fortbildungen geplant, die der Zielgruuppe den Einstieg in das deutsche Gesundheitswesen und den Zugang zur Selbsthilfe erleichtern sollen. Die Fortbildungen sind nicht terminiert und finden nicht in den Berliner Selbsthilfe-Kontakstellen statt. Mit dem Fortbildungsangebot wendet sich der Arbeitskreis gezielt an Migrationsorganisationen und setzt die Fortbildungen dort um.

  • Azra Tartarevic (Selbsthilfe-Zentrum Neukölln-Nord)
  • Birgit Sowade (siehe Arbeitskreis Fortbildung)

Fortbildung ist Gemeinschaftsaufgabe

Um einen Rahmen für fachliche und politische Diskussionen zu schaffen, arbeiten wir mit wichtigen selbsthilferelevanten Organisationen zusammen:

  • NAKOS Nationale Kontaktstelle zur Unterstützung von Selbsthilfegruppen
  • Netzwerk Selbsthilfefreundlichkeit im Gesundheitswesen
  • Bundesarbeitsgemeinschaft Persönliches Budget
  • Cura Betreuungsverein
  • Büro der Patient*innenbeauftragen Berlin

Mit diesem Programm beginnen wir außerdem eine neue Form der Zusammenarbeit mit Partner*innen im Bereich Fortbildung, mit der wir einen Weg in das breite Spektrum der Veranstaltungen im Selbsthilfekontext ebnen wollen. Ziel ist, einen möglichst umfassenden Überblick über das Berliner Fortbildungs- und Qualifizierungsangebot für Selbsthilfe-Aktive zu bieten, in dem wir künftig auf Angebote anderer Initiativen oder Anbieter*innen hinweisen.

Ein besonderer Dank gilt den Krankenkassen und Krankenkassenverbänden, die in der Berliner Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen sind und mit einer Förderung nach den Leitsätzen des § 20h SGB V dieses Programm maßgeblich unterstützen.